Wüstentypen
Die folgenden Wüstentypen sind landschaftsprägend für die winterkalten Wüsten des Irano-Turanischen (I) sowie Kasachstano-Dsungarische Halbwüsten und Wüstentyps (II):
Sandwüsten
Innerhalb der winterkalten Wüsten sind die Sandwüsten am artenreichsten. Im Frühjahr, nach den winterlichen Niederschlagsmaxima, ergrünen die Wüsten für wenige Wochen, stark geprägt von einer vielfältigen Ephemerenvegetation (mit bis zu 150 Arten). Nachdem diese unter Trockenstress und steigenden Tagesmitteltemperatuten verdorren, behaupten sich alsdann Xerophyten und Psammophyten, darunter zahlreiche Arten von Sträuchern der Gattungen Calligonum, Ammodendron oder Aristida.
Eine Besonderheit vor allem für die Sandwüsten sind ausgedehnten Saxaulstandorte (Haloxylon aphyllum und Haloxylon persicum), häufig vergesellschaftet mit Tamarisken, Salsola-Arten oder bspw. Carex physodes. Saxaul sind stark durchwurzelnde, Sand fixierende Sträucher, die bis zu 7-8 m Höhe erreichen können, in Ausnahmefällen auch mehr. Nach der sowjetischen Klassifikation werden Saxaul-Bestände als Wälder geführt. Stellenweise schaffen starke Winde Sanddünen und Kämme, die sich bis zu 90 m erheben können, im Schnitt aber ca. 10-15 m Höhe erreichen.
Lößwüsten
Lößwüsten entstehen entlang der collinen Stufe der zentralasiatischen Hochgebirge wie Tienschan und Pamir, vornehmlich an den westexponierten Ausläufern. Durch äolischen Transport mit vorwiegenden Windrichtungen aus West werden Sedimente, größtenteils periglazialer, teilweise auch alluvialer Genese, an den Gebirgsfüßen akkumuliert. Der Großteil der Lößpartikel ist sogenanntes Silt mit sehr feiner Korngröße zwischen 0,01 und 0,06 Millimetern. Bestandsbildende Arten auf diesen Standorten sind bspw. Poa bulbosa, Iris songarica, Peganum harmala oder Carex pachystylis.
Lehmwüsten
Lehmwüsten sind aufgrund ihres hohen Anteils an Ton- und Schluffsedimenten durch extrem harte Oberböden geprägt. Charakteristisch sind die weiträumig polygonal aufbrechenden Schollen des A-Horizontes. Lehmwüsten treten an mehreren Standorten in den winterkalten Wüsten auf, auch unvermittelt beispielsweise innerhalb der Sandwüsten, wie der Karakum. Lehmwüsten sind ausgesprochen vegetationsarm. Typische Arten sind unter anderem Salsola gemmascens, Gamanthus gamocarpus und Ephedra strobilacea. In der Regel sind sie fragmentiert verortet, in windgeschützten Bereichen oder kleinen Senken. In den Takyren können sich im Zusammenhang mit den erhöhten Wasserständen Algen, gelegentlich auch Moose, bilden.
Steinwüsten
Steinwüsten sind großflächig durch das Rückbleiben von klastischem Material und durch mechanische Verwitterung entstandene Gesteinsbrocken geprägt. Feinkörnigere Sedimente wie Sande, Silte oder Tone wurden dagegen ausgeblasen und fehlen weiträumig. Steinwüsten sind nahezu vegetationslos und kommen großräumig in der Balkanprovinz Turkmenistans, im Westen bis zum Kaspisee, vor und umschließen den Flachwassersee Garabogas.
Gipswüsten
Große Teile des Ustjurt-Plateaus am Dreiländereck Kasachstans, Turkmenistans und Usbekistans sind von Gipswüsten geprägt. Das Ustjurt-Plateau grenzt sich durch schroffe Steil-„küsten“ von bis zu 150 m Höhe von den umliegenden Landschaften ab. Es gibt Erhebungen bis zu 556 m üNN (Besshory) sowie Depressionen, die mit -132 m uNN deutlich unter dem Meeresspiegel liegen. Häufig kommen Gipswüsten innerhalb anderer Wüstentypen vor, weshalb eine trennscharfe Verbreitung schwerlich darstellbar ist. Typische Arten in den Gipswüsten sind Anabasis salsa, Salsola spp., Artemisia terra-albae und andere. Im Allgemeinen sind Gipswüsten sehr artenreich. Allerdings haben sie eine sehr geringe Futterbasis und damit auch eine geringe Weidekapazität.
Salzwüsten
Salzwüsten sind geprägt durch halomorphe Böden mit stellenweise hohen Grundwasserständen und gelegentlicher, temporärer Salzseebildung. Besonders ausgeprägt sind diese entlang der Küstenlinie des Kaspisees, entlang von pleistozänen Gewässern, des nördlichen sowie östlichen Teils des Aralsees, entlang der Flüsse Amudarya und Syrdarya. Die Bodencharakteristika hängen stark vom Salzgehalt und den jeweiligen Grundwasserständen ab. Die Standorte sind ausschließlich für extrem salztolerante Arten – sogenannte Halophyten – geeignet, z.B. aus den Gattungen Salicornia, Halocnemum und Suaeda. Salzwüsten sind extrem artenarm.
Auen im winterkalten Wüstenklima
Eine azonale Besonderheit in den winterkalten Wüsten Zentralasiens stellen die großen Binnenströme dar, insbesondere Amudarya und Syrdarya, aber auch Ili, Zarafshan, Murgab und andere. Die ursprünglich vorhandene Auwaldvegetation und die Wasserquellen stellen wichtige Migrationsetappen für viele Huftierarten und Zugvögel dar. Gleichzeitig sind diese periodisch überschwemmten Auen die fruchtbarsten Gebiete der Wüstenräume und damit traditionell die am dichtesten besiedelten und am stärksten anthropogen überformten Siedlungsräume in Zentralasien. Bestandsbildende Baumarten sind Eleagnus angustifolia, Ulmus pumila und Populus euphratica.