CADI Fellowship
CADI Fellows 2018/19
Marina Chirikova
Diplom-Herpetologin (Al-Farabi-Universität, Kasachstan)
Berufliche Tätigkeit: Leitende Forscherin am Forschungsinstitut für Zoologie beim Ministerium für Bildung und Forschung in Kasachstan
Stipendiumsvorhaben: Untersuchung der Biodiversität der Wüsten-Herpetofauna sowie der Population gefährdeter Arten Südkasachstans, um Maßnahmen für deren Schutz zu entwickeln. Hierzu möchte Marina auch molekulargenetische Analysen anwenden und ihre Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen. Abschließend sollen auch Vorschläge zum Reptilienschutz in Südkasachstan am Beispiel Deutschlands entwickelt werden.
Mehrnaz Haghdadi
Master in Rangeland-Management (Gorgan Universität für Agrarwissenschaften und natürliche Ressourcen, Iran)
Berufliche Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen des Iran Mega-Projekts im Bereich der Bewirtschaftung von Wasserscheiden
Stipendiumsvorhaben: Betrachtung von Ökosystemdienstleistungen unter diversen Klimaeinflüssen in der Iran-Turan Region
Buyanjargal Batchuluun
Ph.D in Biologie (Staatliche Universität Irkutsk, Russland)
Berufliche Tätigkeit: Forscherin am Forschungsinstitut für Allgemeine und Experimentelle Biologie an der Mongolischen Akademie der Wissenschaften
Stipendiumsvorhaben: Analyse des Zusammenhangs zwischen pflanzenfressenden Käfern und Saxaul, einem Baum, der in der Wüste Gobi heimisch ist. Im Rahmen ihrer Arbeit wird sie untersuchen, ob diese Käfer als Indikatoren eines gesunden Ökosystems in einem Saxaul-Wald genutzt werden können.
Interview mit Bayartungalag Batsaikhan, CADI Stipendiatin 2017/18 aus der Mongolei
Wie hast Du vom CADI Fellowship erfahren und warum hast Du dich für das Programm beworben?
Anfang 2017 schloss ich meinen Ph.D. in Environmental Geochemistry in der Abteilung Earth and Environmental Sciences an der Korea University in Seoul ab. Nach meiner Promotion arbeitete ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geologie und Bergbautechnik an der Mongolischen Universität für Wissenschaft und Technologie und wollte weiterhin forschen. Im Internet habe ich nach möglichen Forschungsstipendien für junge WissenschaftlerInnen recherchiert und bin dabei auf das CADI Projekt gestoßen. Schließlich habe ich mich für das CADI Fellowship beworben. Es bietet eine breite Unterstützung, die ein monatliches Stipendium, die Finanzierung von Feldforschung und Laborausrüstung sowie Reisekosten beinhaltet.
Was ist Dein Forschungsthema?
Ich befasse mich mit der kohlenstoffbasierten Bewertung von Haloxylon-Vegetation (Saxaul-Vegetation) mittels Fernerkundung und Feldmessungen in der südlichen Wüstenregion der Mongolei. In der Übergangszeit der Mongolei zur Marktwirtschaft haben sozioökonomische Faktoren wie Armut, Bergbau und Übernutzung der natürlichen Ressourcen die Umwelt in den Untersuchungsgebieten stark beeinträchtigt. Dies trug zur Verringerung der Biodiversität, zur Landdegradation und zur Anfälligkeit für die Auswirkungen des Klimawandels bei. Der Großteil der Wüste Gobi ist von einer natürlichen dünnen Strauchvegetation bedeckt, vor allem von Haloxylon ammodendron. Diese Vegetation ist für das Klima und das Nomadenvolk dieser Region von großer Bedeutung. Jedoch sind Modellierungsbewertungen für Monitoring und Management aktuell leider nur unzureichend vorhanden. Daher ist es meiner Meinung nach notwendig, mit Hilfe von GIS und Fernerkundung neue Modellierungsansätze zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund erarbeite ich eine Modellierungsmethode, die auf Schätzung des Kohlenstoffbestands der Biomasse der Vegetation durch satellitengestützte Fernerkundung basiert. Die Ergebnisse werden mit Felddaten verschiedener Standorte verifiziert. Diese sollen oberirdische und unterirdische Biomasse umfassen. So soll möglichst der gesamte Kohlenstoffbestand erfasst werden.
Wie kann Deine Forschung zum CADI Projekt und dem Schutz der mongolischen und zentralasiatischen winterkalten Wüsten beitragen?
Die UmweltwissenschaftlerInnen in der Mongolei erkennen zunehmend die Bedeutung der Erforschung von unter- und oberirdischen Kohlenstoffbeständen der Biomasse in der Vegetation in winterkalten Wüsten der Mongolei. Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit in den winterkalten Wüsten sollen vorhandene Erkenntnisse ergänzen. Meine Forschung trägt dazu bei, bessere umweltplanerische Entscheidungen treffen zu können, z.B. in Bezug auf ökologische Auswirkungen von Weidewirtschaft und Bergbauaktivitäten in der Region. Zudem soll meine Arbeit eine engere Einbindung der Mongolei in das CADI Projekt unterstützen.
Was war das Ziel deines Aufenthalts in Greifswald und wie schätzt Du die Ergebnisse Deiner Arbeit ein?
Insgesamt habe ich zwei Monate in Greifswald verbracht. Es war eine hervorragende Möglichkeit für mich, meine Kenntnisse und meine Forschungsaktivitäten weiter zu entwickeln. Mein vorrangiges Ziel war, durch intensive Literaturanalyse meine Forschungsmethoden zur Schätzung des Kohlenstoffgehalts mit Hilfe von Fernerkundung und Felduntersuchungen zu überprüfen. Die Ergebnisse meines Forschungsaufenthaltes in Greifswald umfassen im Einzelnen:
- Optimierung meines Arbeitsplans dank intensiver Abstimmung mit meinem wissenschaftlichen Betreuer.
- Auswahl von Untersuchungsgebiet, Methodik und Analysetechniken.
- Studium zahlreicher wissenschaftlicher Literatur mit Bezug auf existierende Forschung zu Kohlenstoffbestand in Biomasse.
- Knüpfen wissenschaftlicher Kontakte und Netzwerkbildung.
Dank der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und KollegInnen der Michael Succow Stiftung und Universität Greifswald habe ich eine schöne und akademisch fruchtbare Zeit in Greifswald verbringen können. Die Weihnachtsfeier der Michael Succow Stiftung und der Besuch eines Naturschutzgebietes waren für mich besonders spannend. Vielen Dank an meine Betreuer und an alle KollegenInnen, die mich in Greifswald unterstützt haben!
Wie kannst Du allgemein Deinen Aufenthalt in Greifswald beschreiben?
Während des Aufenthaltes hatte ich die Gelegenheit, in einem für mich neuen, inspirierenden Umfeld zu forschen sowie andere Kulturen, Menschen und vor allem mich selbst kennenzulernen. Ich konnte meine wahren Interessen und wissenschaftlichen Ziele entdecken. Ich hatte wirklich eine schöne Zeit mit tollen Leuten in der Michael Succow Stiftung. Im Rahmen des Programms wurden mir unzählige Möglichkeiten eröffnet, so etwa Besprechungen unterschiedlicher Forschungsarbeiten, Gruppendiskussionen, Projektpräsentationen und eine gute Betreuung. Es war definitiv eine wunderbare Erfahrung, die meine Forschungsperspektive erweitert und mir viele neue Methoden und Techniken erschlossen hat.
Wo hast Du die größten Unterschiede zwischen Deutschland und der Mongolei erlebt?
Einer der meiner Meinung nach größten Unterschiede zwischen der Mongolei und Deutschland besteht in der Unterstützung von jungen WissenschaftlerInnen. In Deutschland tragen sowohl Projekte wie CADI als auch Einrichtungen wie die Michael Succow Stiftung und die Universität Greifswald zu internationaler Forschung und Austausch sowie der Bildung von globalen Netzwerken bei. In der Mongolei haben die meisten ForscherInnen fast ausschließlich mit russischen WissenschaftlerInnen zusammen gearbeitet. Daher existieren die meisten Forschungsartikel auch nur in russischer Sprache. Seit 1990 leidet die Mongolei unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten als Folge des ökonomischen und politischen Übergangs zur Marktwirtschaft. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und aufgrund großer wirtschaftlicher Probleme wurde Wissenschaft und Forschung in der Mongolei nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Erst allmählich sind mongolische WissenschaftlerInnen bestrebt, neue Methoden und Technologien zu erlernen und sich stärker international auszurichten und zu vernetzen.
Wie wirst Du Deine Forschungsergebnisse und Erfahrungen während des Forschungsaufenthaltes in der Zukunft verwenden?
Die Ergebnisse meiner Forschungsarbeit werden in einer internationalen peer-reviewed Fachzeitschrift veröffentlicht. Ich teile meine Forschungsergebnisse zusätzlich mit der Mongolian Geospatial Association, einer lokalen NGO. Die Ergebnisse sollen auch einem Netzwerk von UmweltwissenschaftlerInnen, StudentInnen und anderen Fachkräften zur Verfügung gestellt werden.
Welche spannenden Erfahrungen hast Du während deiner Projektarbeit in Greifswald gesammelt?
Ich hatte eine erfolgreiche und unvergessliche Zeit in einem internationalen, akademischen Umfeld.
Welche Empfehlungen kannst Du jungen Wissenschaftler geben, die sich für das CADI Fellowship bewerben möchten?
Das CADI Fellowship ist ein tolles Stipendienprogramm, das WissenschaftlerInnen aus Zentralasien eine optimale organisatorische, wissenschaftliche und finanzielle Unterstützung bietet.

Feldforschung in winterkalten Wüsten der Mongolei (Foto: Bayartungalag Batsaikhan)
CADI Fellowship: Feldforschungsfunde I
Die Fauna der Kyzylkum-Wüste in Usbekistan ist einzigartig. Jeder Tag in dieser geheimnisvollen Wüstenwelt bringt neue Begegnungen und Entdeckungen.
Während der Feldforschung im Rahmen des CADI Stipendienprogramms am Morgen des 19. Aprils 2018 hat die Wüste dem CADI Forschungsteam ein denkwürdiges Geschenk gemacht – eine Sandkatze (Felis margarita)!
Neben der Höhle, in der sich die Katze versteckte, waren Kamerafallen installiert, die es ermöglichten, eine einzigartige Video-Serie (Autor des Videos: Valentin Soldatov) zu erhalten. Die Bilder zeigen, wie sich ein Kater zwischen 15.00-19.40 Uhr in regelmäßigen Abständen in der Höhle versteckt, um sich vor den starken Winden zu schützen, sich leckte, umherwanderte und die Nachbarschaft erkundete, um dann mit Einsatz der Dunkelheit den Ort wieder zu verlassen.
Nach Zentralasien ist diese einzigartige afrikanische Katze von der arabischen Halbinsel über den Iran vorgedrungen. Lebensräume der Sandkatze in Usbekistan sind v.a. die Kyzylkum-Wüste, oder seltener das Ustjurt-Plateau oder die Sandgebiete um Termez.
Grundlagendaten zur Verbreitung und Häufigkeit der Sandkatze wurden vor allem in der Sowjetzeit erhoben. Nachfolgend ist die Datenlage sehr dünn. In den letzten 10 Jahren gab es nur wenige Nachweise der Sandkatze (J. Burnside, 2014), alle in der Region Buchara: 15 km östlich des Sees Karakyr wurde am 24. März 2013 eine einzelne Katze gesichtet. An etwa der gleichen Stelle wurde am 31. Mai 2014 in einer Höhle ein Katzenweibchen mit Jungtieren entdeckt. Darüber hinaus konnte am 15. April 2013 südlich des Dorfes Kala-ata eine erwachsene Katze fotografiert werden. Am 16. November 2014 tappte diese Katze auch in eine nördlich des Dorfes Kala-ata installierte Kamerafalle (Gritsyna et al., 2016).
Die spärlichen Nachweise der Sandkatze zeigen, dass die Art in Usbekistan momentan höchst selten ist und es weiterer Anstrengungen zum Schutz und zur Erforschung der Sandkatze bedarf.
Text: Maria Gritsyna.

Sandkatze (Felis margarita) in der Kyzylkum-Wüste. Foto: Valentin Soldatov
CADI Fellowship: Feldforschungsfunde II
Im Rahmen einer herpetologischen CADI Expedition in Südkasachstan im Juni 2019 wurde erstmals ein lebendes Exemplar eines Berberskinks (Eumeces schneideri) gesichtet. An der Expedition nahmen Mitarbeiterinnen des Forschungsinstituts für Zoologie teil, darunter die CADI Stipendiatin Marina Chirikova.
Bereits 2017 hatten Herpetologen des Forschungsinstituts für Zoologie beim Kasachischen Ministerium für Bildung und Forschung in der Nähe des Beltau-Gebirges in Pritashkent Chuly (Südkasachstan) unter dem Nest eines Adlerbussards (Buteo rufinus) einige tote Exemplare des Berberskinks entdeckt. Dies galt als Erstregistrierung der Art in Kasachstan.
Nächstgelegene Funde des Berberskinks sind aus Usbekistan bekannt (am Nuratau-Kamm, an Nordhängen des turkestanischen Kamms und an den westlichen Ausläufern des Chatkal-Kamms).
Weitere Ergebnisse einzelner CADI Aktivitäten
Biodiversitätsexpeditionen zur Aktualisierung von Grundlagen(daten) zu Populationen und Verbreitungen sowie Trends für endemische Arten
Biodiversitäts-Expeditionen zum südlichen Ustjurt-Plateau (2017-2018)
Usbekistan
Expedition_Ustjurt Mai 2017_Bericht
Expedition_Ustjurt Mai 2017_Fotogallerie
Publikation:
Kasachstan
Expedition KAZ_Ustyurt 2017_Bericht (Russisch)
Erstellung einer räumlichen Analyse des Schutzpotentials in den winterkalten Wüsten Zentralasiens
Erstellung digitaler Herbarien für die Flora Zentralasiens
Wertvolle botanische Sammlungen Zentralasiens, derzeit nur verfügbar in Herbararchiven, sollen online gehen und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Grundlage dafür bildet ein an der Universität Greifswald entwickeltes Datenbanksystem, das bereits für die Flora der Mongolei online verfügbar ist. Mittelfristig sollen für alle in der Region vorkommenden Pflanzenarten Herbarbelege online gestellt werden. CADI unterstützt den Aufbau digitaler Herbare in Kasachstan und Turkmenistan.
Hier geht’s zum digitalen Herbar Kasachstans: FLORA-KAZAKHSTAN
Hier geht’s zum digitalen Herbar Turkmenistans: FLORA-TURKMENISTAN
Entwicklung eines exemplarischen Biodiversitätsmonitoringkonzepts für winterkalte Wüsten
Monitoring-Aktivitäten zur Sichtung des Persischen Leoparden in Ustjurt
Im Ustyurt-Zapovednik (Kasachstan) wurde im Herbst 2018 ein Persischer Leopard (Panthera pardus ciscaucasica) gesichtet. In Kasachstan waren in den letzten Jahrzehnten nur wenige verlässliche Fakten über Begegnungen mit dem Tier bekannt. Offiziell ist der Leopard nicht einmal auf der Liste der Fauna des Landes aufgeführt.
Um eine dauerhafte Beobachtung zu ermöglichen und die Wahrscheinlichkeit einer neuen Sichtung zu erhöhen, wurden im November 2018 im Rahmen einer zehntägigen Ustjurt-Expedition des ACBK 18 Kamerafallen aufgestellt, dazu Geruchs- und Futterköder ausgelegt. Die Beobachtungen sollen bis Ende Januar 2019 andauern.
Während der Leopard im November leider nicht gesichtet werden konnte, gab es andere interessante Entdeckungen: einen Karakal, sowie einen Brandt’s Igel, der normalerweise zu dieser Jahreszeit Winterschlaf hält. Außerdem wurde ein junges Urial-Weibchen gefunden, das aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Leoparden gerissen wurde.
Den Expeditionsbericht auf Russisch gibt es hier.
Umweltmonitoring in den Feuchtgebieten des Syrdarja-Deltas und des Kleinen Aralsees in Kasachstan
Feuchtgebiete haben eine wichtige Bedeutung für weitere Ökosysteme, u.a. die winterkalten Wüsten Zentralasiens. Vor diesem Hintergrund fanden vom 14. bis 20. Oktober 2017 Feldforschungen in der Aralsee-Region des Gebiets Kysylordinski in Kasachstan statt. Ziel war die Bewertung des aktuellen Zustands der Biodiversität der Ramsar-Stätten des Flussdeltas Syrdarja sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen für ein nachhaltiges Funktionieren der Ökosysteme. Das Forschungsteam umfasste Botaniker, Hydrobiologen, Entymologen, Ornithologen sowie einen Experten des Staatlichen Naturreservats Barsakelmes.
Im Laufe der Feldarbeiten wurden Untersuchungen durchgeführt im Delta des Syrdarja, in den Gewässern des Kleinen Aralsees und seinem Küstenstreifen sowie den Ramsar-Stätten des Kleinen Aralsees: in den Gewässersystemen am linken (See Bayan, Kartma) und rechten Ufer (See Karaschalan, Sarteren) sowie den See-Systemen Kamystybasskaya (See Kamystybas, Raim, Zhalanashkol) und Akshatauskaya (See Akshatau, Caracol, Shomishkol).
Umweltmonitoring wird in dieser Region regelmäßig seit 2011 durchgeführt, um Trends in der Ökosystementwicklung zu ermitteln. Anhand der gewonnenen Daten werden Empfehlungen für den Erhalt der Ökosysteme in der Region ausgearbeitet. Ein ausführlicher Bericht über den Zustand der Ökosysteme und der Biodiversität der Ramsar-Stätten des Syrdarja-Delta und des Kleinen Aralsees erscheint 2018.
Entwicklung einer zielgruppenspezifischen Kommunikationsstrategie und von Kommunikationsmaterial zu integriertem, nachhaltigem Naturressourcenmanagement und Naturschutz
Neues Infoplakat zur Biodiversität in Ustjurt